Effiziente Nutzung von Musterverträgen im Life Sciences Bereich
Die Verwendung von Musterverträgen in Vertragsverhandlungen ist bei Biotech- und Pharmaunternehmen weit verbreitet. In welchem Umfang und wie effizient sie im Life Sciences Bereich genutzt werden, ist aber sehr unterschiedlich. Die meisten großen Unternehmen haben eine Vielzahl von Musterverträgen mit Anleitungen für alle in ihrem Geschäft gängigen Vertragstypen. Dabei wird auch innerhalb bestimmter Vertragsarten oft weiter differenziert, z.B. nach typischen Fällen, beteiligten Vertragspartnern und länderspezifischen Besonderheiten. Bei vielen mittleren und kleineren Unternehmen ist die Zahl der verwendeten Musterverträge dagegen relativ begrenzt.
Vorteile der effizienten Nutzung von Musterverträgen
Eine effiziente Nutzung von Musterverträgen im Rahmen von Vertragsverhandlungen kann zu einer deutlichen Zeitersparnis, Kostenreduzierung und Risikobegrenzung führen. Sie hilft nicht nur bei der Vermeidung von Fehlern und Verstößen gegen rechtliche Anforderungen, sondern erleichtert auch die Fokussierung auf die aus geschäftlicher und rechtlicher Sicht wirklich wichtigen Punkte. Außerdem verbessert sie den Verhandlungsprozess, indem sie – mit allen damit verbundenen Vorteilen - die rasche Vorlage des ersten Entwurfs durch das eigene Unternehmen ermöglicht oder zumindest die schnelle Identifizierung der Abweichungen des Entwurfs der anderen Partei von den eigenen Standards erleichtert.
Relevanz von Marktstandards für Musterverträge im Life Sciences Bereich
Wegen der Internationalität des Life Sciences Bereichs und der weitgehend anerkannten Marktstandards, die sich für viele der in der Branche üblichen Verträge herausgebildet haben, besteht für Biotech- und Pharmaunternehmen ein großes Potential, Vertragsverhandlungen durch effiziente Nutzung von Musterverträgen kosteneffektiver zu gestalten. Die Erfahrung zeigt, dass am Ende von Vertragsverhandlungen die meisten Verträge sich den für den jeweiligen Vertragstyp üblichen Branchenstandards relativ weit angenähert haben. Wie zeitaufwendig und schwierig der Weg zu einem solchen Vertragsschluss ist, hängt nicht zuletzt von der Qualität der in den Verhandlungen genutzten Musterverträge ab.
Wichtige Faktoren für die Erstellung von Musterverträgen im Life Sciences Bereich
In der Praxis hat sich gezeigt, dass Musterverträge Verhandlungen im Life Sciences Bereich in der Regel dann erheblich beschleunigen und erleichtern können, wenn bei ihrer Erstellung die folgenden Grundsätze berücksichtigt werden:
Ein Mustervertrag im Life Sciences Bereich sollte möglichst konkret auf einen typischen Fall, die jeweils eigene Rolle als Vertragspartner (z.B. Kunde oder Dienstleister) und eine bestimmte Gruppe typischer Vertragspartner (z.B. Universitäten oder Unternehmen) zugeschnitten sein. Je mehr Fälle ein Mustervertrag abzudecken versucht, desto länger dauert es, ihn – ggf. mit juristischer Unterstützung - für ein bestimmtes Projekt „einsatzbereit“ zu machen.
Wichtig ist auch, dass ein Mustervertrag im Life Sciences Bereich klare Instruktionen enthält, für welchen Fall und welchen Vertragspartner er verwendet werden kann und, soweit er alternative Regelungen für verschiedene Fälle enthält, in welchen Fällen welche Regelung angewendet bzw. gestrichen werden soll.
Ein Mustervertrag im Life Sciences Bereich sollte sich inhaltlich nicht zu weit vom branchenüblichen Standard für den jeweiligen Vertragstyp entfernen. Innerhalb des für einen bestimmtem Vertrag üblichen Marktstandards gibt es regelmäßig einen gewissen Spielraum für weitgehend akzeptierte typische Lösungen, von dem die eine oder andere Seite im Einzelfall profitieren kann. Die Grenzen dieses Spielraums sollten im Regelfall nicht überschritten werden.
Die für das eigene Unternehmen aus geschäftlicher und rechtlicher Sicht wirklich wichtigen Verhandlungsziele sollten bei der Erstellung eines Mustervertrages im Life Sciences Bereich herausgearbeitet und vertraglich klar geregelt werden. Für jeden dieser Punkte sollten mehrere am Marktstandard orientierte Rückfallklauseln vorbereitet werden, auf die das Unternehmen in Vertragsverhandlungen bei Bedarf als zweit- oder drittbeste Lösung schnell zurückgreifen kann. Um den Mustervertrag nicht zu unübersichtlich zu gestalten, bieten sich hierfür separate Dokumente, z.B. in Tabellenform, an.
Wichtig für einen Mustervertrag im Life Sciences Bereich ist auch eine möglichst klare und verständliche Struktur und Sprache. Die Verwendung von über viele Jahre „historisch gewachsenen“ Musterverträgen und eine zu starke Prägung von Aufbau und Terminologie des Vertrages durch länderspezifische rechtliche Kategorien können zu einer unnötigen Verzögerung der Vertragsverhandlungen führen. Vor der Verwendung von rechtlichen Begriffen aus dem anglo-amerikanischen Recht sollte man nicht zu sehr zurückschrecken, weil über Definitionen solcher Begriffe die notwendige Klarheit nach den Kategorien des eigenen Rechts oft leicht geschaffen werden kann.
Durch regelmäßige Aktualisierungen sollte sichergestellt werden, dass ein Mustervertrag im Life Sciences Bereich alle rechtlichen und regulatorischen Anforderungen auch dann erfüllt, wenn diese sich nach seiner ersten Erstellung ändern. Entsprechendes gilt für vertragliche Regelungen, die den für den jeweiligen Vertrag üblichen Marktstandard widerspiegeln.